Die auf die Volkszählung 1983 zurückgehende Regelung zur Zweckbindung sieht vor, dass personenbezogene Daten nur dann gesammelt werden dürfen, wenn die Verwendung vorab festgelegt wird. Das ist ein Hindernis für die Digitalisierung der Wirtschaft, die vor allem durch die Entwicklung datengetriebener Geschäftsmodelle neue Potenziale erschließen wollen. Doch oft ergibt sich die gewinnbringende Art der Nutzung von Informationen erst nach dem Sammeln der Daten. Vor diesem Hintergrund sprechen sich mehr als 50 Prozent der IT-Entscheider für eine Lockerung der bisherigen Gesetzgebung aus, wie die aktuelle Umfrage von Sopra Steria Consulting zeigt.
Über ein Drittel der Befragten ist im Gegenzug bereit, mehr in Prozesse und Softwareprogramme zu investieren, um Daten flexibel auswerten zu können und die IT-Sicherheits- und Datenschutzanforderungen gleichermaßen zu erfüllen. 16 Prozent wollen dagegen eine Lockerung, ohne weitere IT-Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Nur knapp die Hälfte spricht sich für die Beibehaltung der Zweckbindung aus, auch wenn das bedeutet, dass die eine oder andere Auswertung nicht durchgeführt werden kann.
Eine Lockerung bedeutet aber nicht automatisch die Abschaffung des Datenschutzes. „Unternehmen könnten zum Beispiel ein Mindestmaß an Sicherheit gewährleisten, wenn sie garantieren, dass Daten nicht an Dritte weitergegeben werden und dass jegliche Änderungen in der Datennutzung dokumentiert werden“, sagt Gerald Spiegel, Leiter Information Security Solutions bei Sopra Steria Consulting.
Besonders hoch ist die Zahl der Befürworter im verarbeitenden Gewerbe. Dort wollen mehr als zwei Drittel die bestehende Regelung aufweichen. Das ist auffällig, da es bei der Digitalisierung der Industrie in erster Linie um die Auswertung von Maschinendaten geht und nicht um personenbezogene Daten. Anders sieht es im datensensiblen Finanzsektor aus. Über zwei Drittel der IT-Entscheider der Branche wollen an der bisherigen Gesetzeslage festhalten.
„Mit Daten können Unternehmen jenseits ihres bisherigen Kerngeschäfts neue Geschäftspotentiale erschließen. Automobilzulieferer können zum Beispiel dank der Echtzeitüberwachung von Fahrzeugtechnik den Autofahrer vorab über Materialverschleiß informieren oder Ratschläge zum treibstoffsparenden Fahren liefern. Zulieferer erhalten damit die Möglichkeit, ihre Wertschöpfung, die bislang mit dem Verkauf der Technik an einen Automobilhersteller endete, zu erweitern“, erklärt Lars Schlömer, Leiter Business Intelligence bei Sopra Steria Consulting.