Die Kartenzahlungen auf Basis des elektronischen Lastschriftverfahrens (ELV) stagnierten 2013 mit einem Umfang von 63,5 Mrd. € überraschenderweise nach einer kontinuierlichen Wachstumsphase. In einzelnen Einzelhandelssegmenten wurde das unterschriftbasierte Verfahren durch das PIN-basierte ec-cash ersetzt. Erste verfügbare Zahlen für 2014 zeigen allerdings, dass die Stagnation bei ELV vermutlich nur vorübergehend war. Die Zukunft des ELV hängt längerfristig insbesondere von der Preisentwicklung im ec-cash-System ab. Die vom Kartellamt geforderte Abschaffung der einheitlichen Händlergebühr (ab November 2014) hat bereits zu Preissenkungen auf der Händlerseite im ec cash-Verfahren geführt. Es ist zu erwarten, dass die von der EU geplante (und bald verabschiedete) Grenze für die sog. Interchange-Entgelte für Debitkarten in Höhe von 0,2% in den nächsten Jahren zu einer weiteren Senkung der ec cash-Händlergebühren führen wird. Trotz Widerstand des deutschen Kreditgewerbes wird das deutsche ec cash-System laut Aussage der Kommission unter die neue Interchange-Verordnung fallen. Damit wird das in Deutschland beliebte ELV an Attraktivität verlieren.
Die Folgen der geplanten europäischen Interchange-Verordnung wird auf der Kreditkartenseite allerdings wesentlich gravierender sein. Die geplante Obergrenze von 0,3% wird zu einer spürbaren Verlagerung der gesamten Systemkosten von der Akzeptanz auf die Kartenherausgeberseite führen. Die Interchange-Einnahmen der deutschen Kreditinstitute, die MasterCard und Visa herausgeben, werden sich um ca. 340 Mio. € jährlich reduzieren (Basis: Kartenumsatz 2013). Das bedeutet eine Mindereinnahme in Höhe von ca. 11 Euro pro Karte. Es ist zu erwarten, dass die Banken diese Verluste durch zusätzliche Karteninhabergebühren kompensieren werden. Es ist eine spannende Frage, wie sich diese Kostenverlagerung von der Händler- auf die Karteninhaberseite auf das gesamte Kreditkartengeschäft auswirken wird. Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen bislang, dass eine derartige Neujustierung der Kostenbelastung zwischen den beiden Marktseiten das Kartengeschäft keineswegs beeinträchtigt. Der aktive Kartennutzer zeigt eine geringere Preiselastizität als erwartet. Er ist bereit, für seine vielgenutzte Kreditkarte gegebenenfalls einen höheren Preis zu bezahlen.
Gemessen an den Konsumausgaben der privaten Haushalte ist für das Kartengeschäft in Deutschland noch viel Potenzial (ca. 550 Mrd. €) vorhanden. Etwa ein Drittel der Konsumausgaben1 werden mittlerweile mit Karte bezahlt (2013: 34,5%). Der Anteil lag vor 10 Jahren noch bei ca. 20%.
Auch im europäischen Vergleich ist das Kartengeschäft gemessen am Bruttoinlandsprodukt in Deutschland noch stark unterdurchschnittlich. Der Anteil beträgt 2013 in Deutschland 10,7%, in den anderen EU-Staaten im Durchschnitt bereits 18,2%. Der europäische Vergleich wird durch die fehlende Erfassung von fast 100 Mrd. € Kartenumsatz für Deutschland in der Zahlungsverkehrsstatistik der Europäischen Zentralbank erschwert. Gemäß dieser Statistik beträgt der Kartenumsatz in Deutschland 2013 „nur“ 194 Mrd. € (statt 292 Mrd. €). Diese Statistik beruht auf Meldungen der Kreditinstitute. In der EZB-Statistik fehlen u.a. der Umsatz ausländischer Karten und der Umsatz der Kundenkarten (Handels- und Tankkarten). Außerdem erfasst die Bundesbank-Statistik nur einen Teil der ELVUmsätze, da der Rest dieser Transaktionen unter Lastschriften subsumiert wird.
Die meisten der oben genannten Zahlen ergeben sich aus der von der Unternehmensberatung PaySys Consultancy im Dezember 2014 veröffentlichten Kartenmarktstatistik 2004 – 2013.”
1 Ohne Berücksichtigung der Ausgaben für Wohnung, Versorgung, Gesundheit, Bildung, Kfz-Kauf, Telekommunikation und Finanzdienstleistungen, die i.d. R. mittels Überweisung und Lastschrift getätigt werden.