Carl-Ludwig Thiele, im Vorstand der Bundesbank zuständig für den baren und unbaren Zahlungsverkehr: „Über alle Studien zum Zahlungsverhalten sind die Menschen mit den am meisten genutzten Bezahlverfahren Bargeld und Kartenzahlungen sehr zufrieden. Bargeld bleibt am beliebtesten, aber Kartenzahlungen legen zu.“
Ungeachtet der zunehmenden Bedeutung unbarer Zahlungsmittel möchte die große Mehrheit von 88 Prozent der Befragten auch in Zukunft mit Bargeld bezahlen können. Eine Abschaffung oder Einschränkung des Bargelds wird abgelehnt. Das zeigt sich auch in dem seit rund zehn Jahren relativ konstanten Bargeldbestand im Portemonnaie: Im Durchschnitt haben Privatpersonen 107 Euro in bar bei sich, davon etwas mehr als 6 Euro in Münzen.
Vor allem Kleinbetragszahlungen bis 5 Euro werden fast ausschließlich bar bezahlt. Ab einem Einkaufswert von 50 Euro nutzen die meisten Befragten lieber eine Zahlungskarte.
Bei den bargeldlosen Zahlungsinstrumenten, zu denen neben Debit- und Kreditkarten auch Überweisungen und Lastschriften gehören, greifen Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin bevorzugt zur girocard. Mit dieser Karte werden inzwischen knapp 35 Prozent (+6 Prozentpunkte) der erfassten Umsätze bezahlt.
Von den girocard-Transaktionen entfällt der weitaus größte Teil auf Zahlungen per Karte und PIN (rund 85% aller girocard-Transaktionen). Die restlichen Transaktionen laufen über ec-Lastschriftverfahren (ELV). Bezogen auf die Umsatzanteile sieht das Verhältnis zwischen electronic cash und ec-Lastschrift ähnlich aus.
Von den Befragten besitzen nach eigenen Angaben 98 Prozent mindestens eine Debitkarte (+1 Prozentpunkt). Kreditkarten sind mit 36 Prozent nach wie vor weniger verbreitet, konnten aber gegenüber 2014 um vier Prozentpunkte zulegen. Zehn Prozent der Befragten gaben an, mehr als eine Debitkarte zu besitzen, und fünf Prozent erklärten, zwei oder mehr Kreditkarten zu besitzen.
In der Studie wurde auch der Umsatz mit kontaktlosen Karten erfasst. Er lag erstmals bei mehr als einem Prozent. Von den verzeichneten Kontaktlos-Transaktionen entfallen 80 Prozent auf Debit- und 20 Prozent auf Kreditkarten.
Nach Einschätzung der Bundesbank könnte die Kontaktlos-Technik für einen weiteren Schub bei Kartenzahlungen sorgen: „Diese Art des Bezahlens birgt das Potenzial, Bargeld – auch für kleinere Beträge – zurückzudrängen. Aufgrund ihrer flächendeckenden Verbreitung wird insbesondere die laufende Ausgabe kontaktloser girocards weitere Dynamik erzeugen. Mehr aktive Information über die Funktionsweise könnte die Akzeptanz am POS und bei den Kundinnen und Kunden noch deutlich erhöhen.“
Auf die Frage, ob sie schon einmal mit dem Smartphone bezahlt haben (inner-/außerhalb eines Geschäfts oder Geld senden/empfangen per App), antworteten insgesamt 7 Prozent aller Befragten, mindestens eines der genannten Verfahren zu nutzen. Die am häufigsten genannte Situation für das Bezahlen mit dem Handy ist der Einkauf im Internet, gefolgt von Mobilitätsdiensten wie etwa dem Ticketkauf für Bus und Bahn.
Im Internet kaufen 67 Prozent aller Befragten ein, davon etwa die Hälfte mindestens ein- oder mehrmals pro Monat. 2008 hatte der Anteil der Online-Käufer noch bei lediglich 42 Prozent gelegen. Mit der zunehmenden Internet-Nutzung stieg auch die Bekanntheit von Internet-Bezahlverfahren. Ein Großteil (58%) des tatsächlich in der Tagebuchwoche getätigten Online-Umsatzes wurde über Internet-Bezahlverfahren, wie PayPal oder Sofort Überweisung, abgewickelt.
Für die Datenerhebung befragte das Marktforschungsinstitut Marplan im Auftrag der Bundesbank im Jahr 2017 mehr als 2.000 repräsentativ ausgewählte Personen zu ihrem Zahlungsverhalten. Die Befragten führten zudem ein einwöchiges Zahlungstagebuch.
Dieser Artikel wurde von Frank Braatz (Mitglied des Programmbeirats der ProfitCard) in der SOURCE 03/2018 veröffentlicht.