Der Bericht enthält Erläuterungen zu den grundlegenden Konzepten, Gesamtstatistiken für die Europäische Union sowie Standpunkte und Leitlinien des Eurosystems im Hinblick auf SEPA für Karten. Hauptzweck dieser SEPA-Komponente ist es, einen harmonisierten, wettbewerbsfähigen und innovativen europäischen Karten-Zahlungsverkehrsraum zu schaffen.
Kartenzahlungen sind in Europa das Zahlungsverkehrsinstrument, das am häufigsten genutzt wird und das die höchsten Wachstumsraten aufweist. Hatten im Jahr 2000 die drei Instrumente (Karten, Überweisungen und Lastschriften) mit jährlich jeweils rund 13 Milliarden Transaktionen noch annähernd das gleiche Volumen, so waren 2012 ungefähr 40 Milliarden Kartenzahlungen, 26 Milliarden Überweisungen und 23 Milliarden Lastschriften zu verzeichnen. In ausnahmslos allen EU‑Ländern steigt die Zahl der Kartentransaktionen pro Kopf außerdem weiter an.
Wie aus dem Bericht ferner hervorgeht, deuten mehrere Faktoren auf ein beträchtliches Wachstumspotenzial beim Karteneinsatz in der EU hin, das nach wie vor nicht ausgeschöpft ist, obwohl die Verwendung effizient, sicher und zuverlässig ist. Bei der Zahl der Kartenzahlungen pro Einwohner und Jahr zeigen sich große Unterschiede: Während Schweden im Jahresdurchschnitt 230‑mal per Karte zahlen, setzen Bulgaren, Rumänen und Griechen ihre Karten weniger als zehnmal ein. Die jährlichen Kartenumsätze von portugiesischen Verbrauchern sind doppelt so hoch (5 200 €) wie die von Spaniern (2 300 €) und Italienern (2 100 €). Im Allgemeinen werden Kartenzahlungen in den meisten Ländern Mittel- und Südosteuropas extrem selten genutzt, sodass hier ein erhebliches Wachstumspotenzial besteht. Allerdings müssten selbst in einem „kartenfreundlichen“ Land wie Frankreich die Kartenzahlungen um 72 % zunehmen, damit das Niveau in den drei führenden Ländern (Schweden, Dänemark, Finnland) erreicht werden kann. Für Deutschland zeigt die Statistik für 2012 pro Einwohner 39 Kartentransaktionen und einen Kartenumsatz von 2.421 Euro. Dabei verweist die EZB darauf hin, dass für sie das deutsche Elektronische Lastschriftverfahren (ELV) kein Kartenzahlungsverfahren ist und daher in der Statistik nicht berücksichtigt wird.
„SEPA für Karten ist der nächste logische Schritt bei der Integration des europäischen Markts für den Massenzahlungsverkehr“, erklärte EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch. „Die Euro-Banknoten und –Münzen in den Portemonnaies sind im gesamten Euroraum die gleichen. Bei Überweisungen und Lastschriften in Euro werden sehr bald europaweit dieselben Verfahren zur Anwendung kommen. Es ist nun an der Zeit, Kartenzahlungen weiter zu harmonisieren und integrieren.“
Studien belegen, dass in Ländern mit einem größeren Volumen an Kartenzahlungen und sonstigen elektronischen Massenzahlungen erheblich niedrigere soziale Kosten (gemessen am BIP) für Dienstleistungen im Massenzahlungsverkehr anfallen. Einem EZB-Bericht zufolge belaufen sich sozialen Kosten von Massenzahlungen auf 1 % des BIP, was in der gesamten EU rund 130 Milliarden € pro Jahr entspricht. Es handelt sich dabei um beträchtliche, wenn auch weitgehend unsichtbare Betriebskosten für das Funktionieren der Wirtschaft. Die Förderung effizienter Massenzahlungsdienste, die einen konkreten wirtschaftlichen Nutzen bringen können, ist eines der Kernziele der EZB und der nationalen Zentralbanken des Eurosystems.
„Es ist kaum zu glauben, doch noch heute stoßen Verbraucher und Händler, aber auch Banken und andere Zahlungsdienstleister beim Ausführen bzw. Akzeptieren von Kartenzahlungen auf Hindernisse oder geografische Unterschiede, die aus der Zeit vor der Einführung des Euro herrühren“, so Yves Mersch.
Durch SEPA für Karten sollen die für Kartenzahlungen geltenden Grundsätze, Geschäftspraktiken und Vorschriften sowie die technischen Standards harmonisiert werden. Vor diesem Hintergrund hat die EZB die vorgeschlagene Verordnung über Interbankenentgelte für kartengebundene Zahlungsvorgänge und die vorgeschlagene Richtlinie über Zahlungsdienste im Binnenmarkt begrüßt: Im Verordnungsvorschlag wird ein Grundprinzip von SEPA für Karten – die Trennung von Kartenzahlungssystem und Prozessoren – bekräftigt, und sowohl mit dem Verordnungs- als auch mit dem Richtlinienvorschlag werden verschiedene Integrationshindernisse angegangen, die auf aktuelle geschäftliche Regelungen und Vorschriften zurückzuführen sind.
Die EZB meint, dass die Marktteilnehmer und andere Interessierte nach wie vor eine aktive Rolle bei diesem Unterfangen spielen müssen. Dies gelte insbesondere für die Festlegung anspruchsvoller Grundsätze für den europäischen Kartenmarkt, die Schaffung eines wettbewerbsfähigen Markts für die Abwicklung von Kartenzahlungen sowie die Ausarbeitung und Durchsetzung technischer Standards. Das Eurosystem werde diesbezüglich weiterhin Orientierungshilfen geben und die Zusammenarbeit fördern.
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