Für Städte und Kommunen ist es unverzichtbar, schnell und umfassend IT- und Datenkompetenzen aufzubauen und zu nutzen, um ihre Handlungsfähigkeit und Unabhängigkeit in der digitalen Welt zu sichern. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Untersuchung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), der PricewaterhouseCoopers WPG GmbH (PwC) und des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (Fraunhofer IAO) zu den zentralen Einflussfaktoren der Smart City. Die Ergebnisse wurden entlang der folgenden vier Schwerpunkte aufbereitet:
- Digitalisierung und die Transformation des urbanen Akteursgefüges
Kommunen müssen sich der Frage widmen, wer künftig mit welchem Einfluss die Geschicke in unseren Städten lenkt. Städte müssen zentrale Ansprechpartner und Einrichtungen für Digitales und Daten etablieren, Strategien und Kompetenzen entwickeln, Datenhoheit als Standortfaktor ansehen und kommunale Unternehmen zu digitalen Kompetenzträgern machen. - Die neue Stadtökonomie – Strukturwandel in Zeiten der Digitalisierung
Kommunen müssen sich für die zukünftigen Anforderungen der Wirtschaft sensibilisieren. Sie benötigen eine flexiblere Stadtplanung, zentrale Koordinierungs- und Steuerungseinheiten, eine kommunale Daten- und Kommunikationsinfrastruktur, neue Kooperations- und Finanzierungsmodelle sowie Netzwerke für die digitale Bildung. - Die Weisheit der Vielen – Bürgerbeteiligung im digitalen Zeitalter
Digitale Technologien und Services schaffen neue Möglichkeiten für Kommunen, Wissen und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger in ihre Planungen einzubeziehen. Sie müssen Big Data für sich nutzen, digitale Beteiligungsmöglichkeiten fallorientiert einsetzen, bestehende Bürgerinitiativen einbinden, neue Anreizformate schaffen und den interkommunalen Austausch stärken. - Mind the Gap – Digitale Integration als Basis für smarte Städte
Kommunen haben die Aufgabe, die Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen in der Smart City zu sichern. Sie müssen Barrieren durch neue Technologien abbauen, anwenderfreundlich und lokalspezifisch denken, Datensicherheit gewährleisten, digitale Bildungsangebote aufbauen, E-Government ausbauen und innovative Unternehmen fördern.
Die Studie, die das Projektteam im Rahmen des Programms „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ des Bundesbauministeriums (BMUB) realisiert hat, ist in vier Publikationen aufgeteilt und unter www.bbsr.bund.de abrufbar. Zwischenergebnisse wurden bereits von der Dialogplattform Smart Cities aufgegriffen, die das BMUB im Rahmen des Interministeriellen Arbeitskreises „Nachhaltige Stadtentwicklung in nationaler und internationaler Perspektive“ (IMA Stadt) eingerichtet hat. Die Studienergebnisse werden dort bei der Erarbeitung einer Smart-City-Charta für Deutschland berücksichtigt.
„Stadtpolitik muss die Technologien in das Planungshandeln integrieren und sie für eine ökologisch, sozial und wirtschaftlich ausgewogene Stadtentwicklung nutzen. Es kommt darauf an, möglichst allen Menschen einen einfachen Zugang zu den neuen Technologien zu ermöglichen und Barrieren abzubauen. Nur so lässt sich Bürgerbeteiligung intensivieren und einer digitalen Spaltung entgegenwirken.“ – Harald Herrmann, Direktor BBSR.
„Eine entwickelte digitale Infrastruktur ist für Kommunen schon heute ein zentraler Standortfaktor. Die Attraktivität einer Kommune für Bürger und Unternehmen hängt entscheidend von ihrem Digitalisierungsfortschritt ab.“ – Michael Jahn, Leiter Kompetenzteam Smart Cities bei PwC.
„Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft wird unsere Städte und Gemeinden ähnlich verändern wie damals das Automobil oder die Industrialisierung. Agilität und Innovationsfähigkeit werden für Stadtverwaltungen zu neuen Schlüsselkompetenzen für die digitale Transformation.“ – Steffen Braun, Leiter Geschäftsfeld Mobilitäts- und Stadtsystem-Gestaltung am Fraunhofer IAO.